Verbrauchertäuschung beim Autokauf

Für Verbraucher ist der Spritverbrauch mitentscheidend beim Autokauf, sinken doch mit niedrigem Spritverbrauch die laufenden Kosten. Doch bei immer weniger Fahrzeugen stimmt die Herstellerangabe mit dem tatsächlichen Spritverbrauch überein. Auch bei kontrolliert Sprit sparender Fahrweise ist der tatsächliche Spritverbrauch meist viel höher als im Prospekt angegeben. Bei vielen Modellen beträgt der Mehrverbrauch 40 Prozent und höher. Dieser dreisten Verbrauchertäuschung muss ein Ende bereitet werden.
Eine Ursache ist, dass die Hersteller die Spritverbrauchsangaben selbst ermitteln und die Werte dann an die Behörden geben. Ohne jegliche Kontrolle, zum Beispiel durch das zuständige Kraftfahrtbundesamt. Die Hersteller sind förmlich dazu eingeladen, zu tricksen, denn sie haben ja nichts zu befürchten.
Zukünftig sind realitätsbezogene Spritverbrauchsmessungen der Automobilhersteller behördlich zu überprüfen und bei festgestellten Verstößen eine Korrektur zu erwirken, wie es in anderen Ländern üblich ist. Nur auf diesem Weg werden zukünftig ehrlichere Verbrauchswerte erreicht.
Nur in Deutschland wird auf jegliches Nachmessen der Herstellerangaben von Behörden verzichtet. Das zuständige Bundesverkehrsministerium weigert sich bis heute grundsätzlich die Angaben zu überprüfen. 40 Prozent Mehrverbrauch bei immer mehr Modellen, obwohl der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil höchstens 10 Prozent akzeptiert.
Wer einen höheren Verbrauch feststellt, kann vor Gericht gehen. Ein aufwändiger und zudem unsicherer Weg, nicht immer erhält man vor Gericht recht. Zudem  gibt es keine Konsequenzen für den Konzern. Anders in den USA: Dort müssen Hersteller wegen falscher Spritverbrauchsangaben an alle Besitzer des Modells eine Entschädigung zahlen und zusätzlich eine Strafe an den Staat entrichten. So wurden zum Beispiel die japanischen Hersteller Kia und Hyundai zu Zahlungen von 100 Millionen US-Dollar verurteilt. Wirksame Sanktionen, von denen wir in Deutschland derzeit aber nur träumen können.
Dadurch werden Autobauer hierzulande immer dreister mit ihren offiziellen Angaben des Spritverbrauchs. Mit viel Kreativität werden Lücken im offiziellen Testverfahren genutzt sowie illegale Manipulationen vorgenommen.
Die Hersteller-Verbrauchsangaben werden seit 1996 nach dem „NEFZ-Test“ offiziell ermittelt, gemäß  EU-Richtlinie 93/116/EG vom Dezember 1993.
Vorgeschriebene Testbedingungen, u. a.:
Für wenige Sekunden eine „Spitzengeschwindigkeit“ von 120 km/h und ein Durchschnittstempo für den gesamten Test von nur 33,6 km/h,
Heizsystem für den Insassenraum und die Klimaanlage sind beim Test auszuschalten. Zusätzlich werden alle Stromverbraucher im Sicherheits- und Komfortbereich im Fahrzeug für den Test ignoriert.
(Gerade Klimaanlagen, Zusatzheizungen und Elektromotoren für Fensterheber, Schiebedach oder Sitzverstellung treiben den Strom- und damit Treibstoffverbrauch deutlich hoch).
Aber nicht nur der Stromverbrauch auch das Gewicht der Zusatzausstattung wird nach der EU-Richtlinie nicht berücksichtigt.
Des Weiteren bemerkenswert an der fragwürdigen Richtlinie ist, dass sie vom damaligen EU-Kommissar für Industriepolitik, Martin Bangemann, FDP, und nicht von der Generaldirektion für Verbraucherschutz und Verkehr oder Umweltschutz eingebracht worden ist …
Um noch niedrigere „Normangaben“ zu erreichen, wird darüber hinaus hemmungslos getrickst.
o  So werden extra rollwiderstandsarme Reifen auf das Testfahrzeug montiert und spezielle Hochleistungsschmierstoffe eingesetzt.
o  Spezieller rollwiderstandsarmer Asphalt wird auf den Teststrecken eingesetzt
o  Reifen werden über den maximalen Luftdruck hinaus aufgepumpt, um den Rollwiderstand weiter zu senken.
o  Um den Fahrwiderstand zu senken werden alle möglichen Karosserie-Schlitze, einschließlich Kühlergrill, verklebt
o  Auch das Fahrzeuggewicht wird manipuliert:
.   Autobatterie und Sitze werden ausgebaut und mit fast leerem Tank getestet.
Diese Beispiele beschreiben längst nicht alle Verbrauchertäuschungs-Tricks, die beim offiziellen Verbrauchstest eingesetzt werden.

Um diesen skandalösen Verbrauchertäuschungen endlich ein Ende zu setzen, will die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) bis zu fünf Musterklagen unterstützen und dokumentieren, dass die Gerichte schon weiter sind als die auf Druck der Autokonzerne untätigen Behörden. Grundlage ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom 8. Mai 2007.
Je mehr Betroffene die Petition unterstützen und sich an der Umfrage beteiligen, umso qualifizierter kann der DUH eine verbraucher- und klimafreundliche Lösung durchsetzen.

Schluss mit der Spritverbrauchslüge!
.              Deutsche Umwelthilfe startet neue Verbraucherschutzkampagne
.
Online-Umfrage zum realen Kraftstoffverbrauch – DUH unterstützt geschädigte Bürger bei Musterklagen – Bundesregierung muss nach dem Beispiel anderer Staaten bei Falschangaben der Automobilindustrie Kontrollmessungen durchführen..
Zur Aktionsseite der DUH (Deutsche Umwelthilfe e. V.)
Siehe auch

Warum der offizielle Kraftstoffverbrauch von Neuwagen erheblich von der Realität abweicht.
Studie Kraftstoffverbrauch ÖkoGlobe-Institut Uni Duisburg, Juli 2009.
Ferdinand Dudenhöffer, Eva-Maria John.
Im Alltag verbrauchen unsere Autos deutlich mehr Kraftstoff als in den Prospekten der Autobauer steht. Eine Auswertung des ÖkoGlobe-Instituts der Universität Duisburg-Essen von 180 Autotests des Fachmagazins „Auto, Motor und Sport“ kommt zu dem Ergebnis, dass der ermittelte Testverbrauch im Schnitt 27 Prozent oder 2,4 Liter über den Herstellerangaben liegt. Bei einzelnen Modellen, wie dem Renault Clio, betrug die Verbrauchsüberschreitung 58 Prozent. Andere Tester kommen zu ähnlichen Resultaten…
Die Verbrauchsangaben der Autobauer werden seit dem Jahr 1996 nach dem sogenannten NEFZ-Test ermittelt. Maßgebend dazu ist die „Richtlinie 93/116/EG der EU-Kommission vom 17. Dez.1993 …       Zur Studie Kraftstoffverbrauch, Juli 2009

 

 

 

 

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